Kurbad A.

1716 erwarb Christoph Seydel, Bürgermeister und erfahrener Mineraloge, die Rechte, den Bergbau an einer alten Stollenanlage aus dem 16. Jahrhundert wieder aufzunehmen. Er vermutete dort Kalksteine, fand aber Eisenspat. Diesen wollte er abbauen und kommerziell nutzen. So öffnete er mit zwei Helfern 1717 den alten Stollen. Sie fanden in dem Stollen jedoch nicht die erhofftem Bodenschätze, sondern jede Menge Wasser und eine Quelle und stellten fest, dass das Wasser eine lindernde Wirkung bei verschiedenen Symptomen besaß. So begann Seydel mit der Nutzung und Vermarktung des Wassers. Durch einen Medizin- und Physikprofessor der Technischen Universität wurde der leichte Kohlesäure- und hohe Mineraliengehalt der Quelle bestätigt. Ein zeitgenössischer Arzt empfahl das Quellwasser zur inneren und äußeren Anwendung, pur als Trink- und Badekur, wie auch zur Zubereitung von Speisen, Tee und Kaffee.

 

1719 eröffnete Seydel das erste Gesundbad. Das erste Badehaus wurde 1720, Wohn- und weitere Zweckgebäude 1721 gerichtet. Die Bekanntheit des Bades zeugte damals davon, dass sich auch Kurfürst August der Starke regelmäßig das Heilwasser an seine Wohn – und Regierungssitze liefern lies.

 

Nach dem Tod Seyels im Jahre 1747 ging das Bad in den Besitz seiner Erben über, die jedoch kein großes Interesse an der Anlage zeigten. So musste das Bad 1765 zwangsversteigert werden. Es wurde daraufhin immer mehr kommerziell ausgerichtet.

 

Der Badearzt Dr. Böhme initiierte 1851 die Bildung eines Fonds, um mittellosen Patienten den Aufenthalt in dem Kurbad zu ermöglichen. Dieser Fond wurde kurz darauf in eine amtliche Armenstiftung umgewandelt, die im Jahr 1864 den Namen Seyelstiftung erhielt. Im gleichen Jahr wurde Bejamin Siegel neuer Eigentümer des Bades. Er ließ die gesamte Kuranlage, die inzwischen 5 Eisenquellen nutzte, erneuern und erweitern. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstanden mehrere Häuser im Schweizerstil, Verwaltungs-, Unterkunfts- und Badehaus, Restaurationsgebäude und das Palais-Hotel.

 

1896 erwarb Dr. Willmar Schwabe, Apotheker und Mitbegründer der AOK Leipzig, das Kurbad. Er stellte die Kureinrichtung vorrangig Mitgliedern der AOK Leipzig zur Verfügung und gründete 1904 die Dr. Willmar Schwabe Heimstätten-Stiftung, unter deren Verwaltung er das Bad der Ortskrankenkasse übereignete. Durch die Stiftung wurde Minderbemittelten der Kuraufhenthalt nach schwerer Erkrankung ermöglicht, um den bestmöglichen Gesundheitszustand wieder zu erlangen.

 

Am 1. Juli 1875 eröffnete im Berghaus das erste Kinderheim Deutschlands unter dem Namen Bethlehemstift. Sein Leiter war über viele Jahre Hugo Woldemar Hickmann. 1926 erfolgte die Umgestaltung dieser Kureinrichtung in ein Kurzentrum für herzkranke Kinder. 1945 wurde diese Heilstätte geschlossen.

 

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte die Rote Armee das Bad. 1952 übernahm es die Deutsche Volkspolizei, die dort eine interne Ausbildungsstätte einrichtete. Auf dem Gelände wurden Fahrzeughallen und Bunkeranlagen gebaut. Nach der Wende wurde die Polizeischule aufgelöst. Die Dr. Willmar Schwabe Heimstätten-Stiftung wurde 1992 neu gegründet und bekam das Kurbad zurückübereignet. Neue Nutzungspläne scheiderten bisher aus verschiedensten Gründen. Die Gebäude sind auch weiterhin dem Verfall preisgegeben…