Stadtwildnis - Wien und seine Wildtiere

 

Wien ist sehr beliebt bei Architektur-, Kunst- und Kulturliebhabern, aber nicht nur das. Wien ist ebenfalls ein Paradies für Naturfotografen.

Die Stadt ist reich an Grünanlagen, ausgedehnten Erholungsflächen und hat einen bedeutenden Waldanteil, sogar ein Teil des Nationalparks Donau Auen gehört zur Stadt. Ca. 200 km² des Stadtgebiets sind Wiesen, Buschland und Wälder. Wildtiere kann man überall, auch in der Innenstadt entdecken. Wohnsiedlungen, gut frequentierte Straßen und auch das Wiener Schienennetz sind keine Hindernisgründe für die Wildtiere, sich dort anzusiedeln und zu Hause zu fühlen.

 

Zugegeben, ich wurde und werde schon komisch angeschaut, wenn ich erzähle, dass ich im Juni 2024 für fünf Tage nach Wien gefahren bin, um insbesondere Feldhamster zu fotografieren. Es war ein tolles Erlebnis und es hat sich gelohnt, durch die urbane Wildnis Wiens zu streifen, die Tiere zu beobachten und größtenteils aus nächster Nähe fotografieren zu können.

Feldhamster

Der europäische Feldhamster (Cricetus cricetus) gehört zur Klasse der Säugetiere (Mammalia), Ordnung der Nagetiere (Rodentia), Unterordnung der Mäuseverwandte (Myomorpha), Familie der Wühler (Cricetidae). Er steht auf der roten Liste der bedrohten Tierarten und ist in Deutschland vom Aussterben bedroht.

 

Der Feldhamster erreicht eine Größe von bis zu 35 cm, wobei noch der 4 - 6 cm lange unbehaarte Schwanz dazu kommt. Die Männchen sind meist etwas größer als die Weibchen. Die bunte Fellfärbung ist variabel. Die häufigste Form ist eine gelbbraune Oberseite. Die Unterseite ist dunkel, fast schwarz. Auf den Wangen, vor und hinter den Vorderbeinen befinden sich weiße Flecken. Er hat gut entwickelte, dehnbare Backentaschen, mit denen er reichlich Speisevorrat in seinen Bau tragen kann. Der Feldhamster ist dämmerungs- und nachtaktiv und hält über die Herbst- und Wintermonate Winterschlaf, der von mehreren Aufwachphasen unterbrochen wird, wo er von seinen im Sommer angelegten Vorräten zehrt.

 

Er ist ein klassischer Kulturfolger. Seine ursprünglichen Lebensräume auf Feldfluren werden  u. a. durch die konventionelle Landwirtschaft immer knapper, so dass er sich neuen Lebensraum suchen muss. 

 

In der österreichischen Hauptstadt Wien hat er für sich das Stadtgebiet erobert. Man kann ihm in Kleingartenanlagen,  städtischen Grünanlagen, auf Wiesen, Grünstreifen zwischen Straßen, Brachland und besonders auf den Friedhöfen begegnen. Feldhamster sind sehr anpassungsfähig, dass man dem dämmerungsaktiven Nager auch tagsüber auf Nahrungssuche begegnen kann. Seine Lieblingsspeisen sind grüne Pflanzenteile, Früchte und Beeren, aber auch Insekten, Kleinsäuer und Würmer verschmäht er nicht.

Es war nur ein ganz kurzer Moment, dass ich das Hamsterkind zu sehen bekam. Die besorgte Hamstermama fühlte sich vermutlich durch die Anwesenheit einiger Fotografen ... die da alle mit ihrer Kamera auf der Wiese lagen... bedroht und schubste das Hamsterkind ganz schnell wieder in den Bau zurück.

Die Friedhofshamster sind nicht wählerisch, auch die Abfallhorten werden nach Essbarem abgesucht. Da gewinnt der Name "Dreckhamster" natürlich gleich an Bedeutung.